Startup Funding: Was Angel- und VC-Investoren beachten müssen

Die Welt des Venture Capitals und der Angel-Investments wird oft falsch verstanden. Viele Menschen vergleichen sie mit Shows wie „Die Höhle der Löwen“, doch die Realität ist weitaus komplexer und weniger glamourös. Jan Claudio Muñoz, General Partner bei Backbone Ventures, teilte Einblicke aus über acht Jahren Erfahrung im Bereich VC-Investments.

Jan Claudio Muñoz, General Partner bei Backbone Ventures

Jan Claudio Muñoz bringt umfassende Erfahrung im Bereich Venture Capital mit und hat bereits über 20 Startup-Investments in Deutschland, der Schweiz und Lateinamerika getätigt. Zuvor beriet er als Anwalt den renommierten Investor Insight Venture Partners bei dessen deutschen Investments. Mit einem juristischen Doktortitel und einem MBA vom INSEAD kombiniert er juristisches Fachwissen mit strategischem Unternehmertum und Innovationsmanagement.

Die Verteilung von Erfolgen im Venture Capital – Power Law Distribution

Eine der größten Herausforderungen im Bereich Startup-Investments ist die ungleiche Verteilung von Erfolgen. Anders als in vielen Bereichen, in denen eine Normalverteilung gilt, folgt der Erfolg von Startups einer Power-Law-Verteilung. Das bedeutet, dass nur ein kleiner Teil der getätigten Investments die gesamten Gewinne für den jeweiligen Investor erwirtschaftet.

„Die wenigsten Startups bringen Gewinn für Investoren, aber die, die es schaffen, liefern überdurchschnittlich hohe Erträge. Nach meiner Einschätzung haben nur drei von tausend Startups das Potenzial, einen Fund zurückzuspielen.“ Jan Claudio Muñoz

Dies zeigt die immense Herausforderung und das hohe Risiko, das mit Angel-Investments und VC-Investments verbunden ist, insbesondere in der Frühphase eines Startups.

Angel-Investments im Pre-Seed: Eine riskante Wette

Jan Claudio Muñoz warnt ausdrücklich davor, im Pre-Seed-Stadium einzelne Angel-Investments ohne fundiertes Wissen zu tätigen. Der Erfolg hängt oft von der tiefen Kenntnis des Marktes und der Gründer ab. Daher ist es essenziell, dass Angel-Investoren in Netzwerken arbeiten, um das Risiko zu verteilen. Er empfiehlt Partnerschaften, um die Finanzierungsrunden gemeinsam zu bestreiten, anstatt sich allein auf kleine Tickets zu verlassen.

„Punktuelle Angel-Investments im Pre-Seed sind fast wie Harakiri, wenn man nicht über eine besondere Beziehung zu den Gründern oder über außergewöhnliche Marktkenntnisse verfügt.“ Jan Claudio Muñoz

Was macht ein gutes Startup aus?

Für Muñoz und sein Team sind mehrere Faktoren entscheidend, um die Erfolgschancen eines Startups zu bewerten. Dazu zählen die Art der Umsatzströme, die Wachstumsprognosen und die Wiederholungskäufe.

„Wir schauen uns genau an, welche Arten von Einnahmen ein Startup generiert. Abonnements sind interessant, Consultant-Leistungen hingegen weniger, da sie schwer skalierbar sind.“ Jan Claudio Muñoz

Die Beurteilung der Gründer spielt ebenfalls eine große Rolle. Gründer, die sich durch besondere Branchenexpertise auszeichnen, haben bessere Erfolgschancen. Besonders bei Pre-Seed-Investments geht es weniger um die Finanzzahlen, sondern darum, die Menschen und ihre Netzwerke zu verstehen.

Jan Claudio Muñoz erhält eine immense Anzahl an Pitch Decks – und darunter sind viele, die nicht überzeugen. Doch die wirklich guten Gründer können es sich leisten, ihre Investoren gezielt auszuwählen. Dabei achten sie auf mehr als nur Kapital: Investoren, die menschliche Beziehungen pflegen, eine stabile Partnerschaft oder Familie haben, hinterlassen oft einen besseren Eindruck. Auf einzelnen Pitch Decks ist sogar zu lesen, dass ein 30-Minuten-Call für ein Investor-Meeting 50 US-Dollar kostet. Das zeigt: Beim Investieren geht es auch darum, sich als Investor bei den besten Startups zu beweisen. Für Privatinvestoren, die mit 25.000 Euro einsteigen, ist das oft ein zu kleines Spiel.

Single-Founder oder Team – Was ist besser?

Ein großer Risikofaktor bei Startup-Investitionen ist die Anzahl der Gründer. Single-Founder werden oft als riskant angesehen, da die gesamte Verantwortung auf einer Person lastet – und diese schlicht zu wenig fundierte Kenntnisse auf allen Ebenen mitbringen kann. Idealerweise besteht ein Gründerteam aus zwei bis drei Personen, die sich gegenseitig ergänzen.

„Ein Single-Founder ist ein enormes Risiko. Zwei bis drei Gründer sind ideal, um das Risiko besser zu verteilen und Entscheidungen schneller abzufangen.“ Dirk Schuran, HR-Tech Angel Investor

Die Bedeutung von Netzwerken und Ökosystemen

Ein weiterer wichtiger Faktor ist der Zugang zu den richtigen Netzwerken und Ökosystemen. Startups, die aus renommierten Universitäten oder erfolgreichen Branchen stammen, haben einen klaren Vorteil. Muñoz betont, dass ein starkes Netzwerk nicht nur den Zugang zu besseren Deals eröffnet, sondern auch langfristige Partnerschaften fördert.

„Ein gutes Netzwerk und die richtigen Ökosysteme machen den Unterschied. Es gibt viele Angels, die Zugang zu spannenden Ventures haben, weil sie in den richtigen Zirkeln aktiv sind.“ – Jan Claudio Muñoz

Foto von Shiro hatori auf Unsplash

Der Investment-Prozess bei Backbone Ventures

Über einen standardisierten, gründlichen Ansatz wird der Investment-Prozess in Jan Claudio Muñozs Unternehmen verfolgt. „Wir haben einen klar strukturierten Prozess,“ so Muñoz.

Zunächst scoutet ein Teammitglied ein potenzielles Startup und präsentiert es intern. Dabei werden frühzeitig Referenzen eingeholt, um den Hintergrund und die Eignung der Gründer zu prüfen. Erst wenn zwei unabhängige Empfehlungen vorliegen, wird das Startup weiter vorgestellt. Nach intensiven Diskussionen und einer umfassenden Analyse stimmt das Investmentkomitee ab, wobei eine einstimmige Entscheidung getroffen werden muss.

„Unsere besten Gründer sind diejenigen, die wir selbst gut kennen. Es muss menschlich passen. Im Pre-Seed-Investment ist es weniger zahlengetrieben, sondern ein People-Business.” Jan Claudio Muñoz

Abschließend erfolgt die rechtliche Dokumentation, die das Investment formell abschließt – ein Prozess, bei dem auch Angels oft involviert sind und sich an die Verhandlungsergebnisse des Fonds anlehnen.

Bestes und schlechtestes Investment

Ein persönlicher Einblick in Muñoz’ Erfahrungen zeigt, dass oft die vermeintlich unspektakulären Investments die besten Erträge liefern. Vertrauen in den Gründer ist entscheidend.

„Mein momentan erfolgreichstes Investment war in ein langweiliges Produkt, das niemand wollte: Vending Maschinen. Aber ich kannte den Gründer und vertraute ihm. Das Investment hat sich bislang verzehnfacht.“ – Jan Claudio Muñoz

Das größte Bedauern haben Investoren oft über die Gelegenheiten, die sie nicht ergriffen haben. Eine falsche Einschätzung oder die Angst vor dem Risiko kann zu verpassten Chancen führen.

„Das schlechteste Investment ist das, was du nicht gemacht hast. Es ist bitter, wenn du später erkennst, dass du eine großartige Gelegenheit verpasst hast.“ – Jan Claudio Muñoz

Startup-Investments erfordern Strategie, Geduld und Netzwerke

Der Weg zum erfolgreichen Startup-Investment ist nicht leicht. Die Risiken sind hoch, aber wer über das nötige Wissen, starke Netzwerke und die Fähigkeit zur Analyse verfügt, kann überdurchschnittlich hohe Renditen erzielen. Für Angel-Investoren empfiehlt sich die Streuung des Kapitals auf mehrere Ventures, während VC-Fonds einen strukturierten Ansatz und Zugang zu den richtigen Netzwerken benötigen, um erfolgreich zu sein.

„Es ist ein People-Business. Für die wirklich erfolgreichen Investments musst du dich anstrengen und charmant sein.“ – Jan Claudio Muñoz

Alle Insights von Jan Claudio Muñoz gab es im exklusiven Rainmaker Society Fireside Chat „Behind the curtain: Arbeiten in der Venture Capital-Industrie“. 

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