Selbstständigkeit und Unternehmertum: Ein Insider-Interview über den Weg eines Gründers

„Selbstständigkeit bedeutet immer auch ein gewisses Maß an Unsicherheit. Das muss man aushalten können. Menschen, die total sicherheitsaffin in jedem Aspekt ihres Lebens sind, werden in der Selbstständigkeit neue Wege finden müssen, damit es für sie passt.“ Sven Galander

Welche Unterschiede hast Du zwischen der Selbstständigkeit / Freiberuflichkeit und dem Unternehmertum festgestellt?

Als Freiberufler kümmerst du dich in der Regel mehr um dich. Du optimierst dich im weitesten Sinne. Du sorgst für dich, konzentrierst dich auf dich. Als Freiberufler bist du oft voll ausgelastet und hast dann auch wieder Phasen, um dich um andere Sachen zu kümmern.

Als Unternehmer hast du im Gegensatz dazu immer auch die Verantwortung für andere. Du hast Mitarbeiter, um die du dich kümmern musst. Im Sinne von Gehaltsverpflichtungen, sinnstiftenden Aufgaben und einem Plan für die nächste Zeit. Das öffnet den Blick auf ein ganzes Unternehmen. Die verschiedenen Perspektiven der Verpflichtung sind für mich der größte Game Changer.

Als Freiberufler hat mir das Arbeiten im Team an gemeinsamen Themen gefehlt. Und als Unternehmer fehlt mir rückblickend manchmal, manche Entscheidungen auch in meinem Sinne zu treffen. Jetzt bin ich Manager. Es ist eine andere Art zu arbeiten – per se aber natürlich nicht schlecht.

„Als Unternehmer bist du gefühlt der Letzte, der isst. Vorher kommen alle anderen. Gleichzeitig birgt das die Gefahr, dass man sich selbst ein bisschen vergisst. Das passiert dir als Freiberufler nicht.“ Sven Galander

Welche Herausforderungen hast Du in Deiner Übergangsphase vom Selbstständigen zum Unternehmer erlebt?

Da gab es viele Sachen:

Steuer- und Verwaltungsthemen (Bürokratie!) waren tough. Ich würde jedem empfehlen, sich hier Hilfe zu holen. Man muss sich beim Wechsel in die Selbstständigkeit darauf konzentrieren, ein Projekt zu finden und das perfekt umzusetzen. Alles Andere sollte abgegeben werden.

Ein ganz wichtiges weiteres Thema: Als Freiberufler musst du lernen, dass du dir gewisse Rücklagen bildest. Da empfehle ich jedem, mehrere Konten zu haben, wo Du gleich gewisse Beträge abführst. Rücklagen sind enorm wichtig.

Und: Konzentriere dich voll auf dein Business und hole dir nicht anfangs aktiv noch weitere (private) Themen dazu.

Finde Dienstleister, die dich unterstützen. Frage hier dein Netzwerk. Verliere dich nicht in einer besonders tollen Angebotsdarstellung und Profilierung. Suche dir einen Job, für den du gut bezahlt wirst, arbeite das Projekt ab, stelle deine Rechnung – und dann arbeite weiter.

Welche persönlichen Eigenschaften und Fähigkeiten haben Dir am meisten geholfen, erfolgreich vom Selbstständigen zum Unternehmer zu werden?

Ein Selbstständiger ist nie jemand, der weniger macht. Man schaut nicht auf die Uhr, wenn man arbeitet. Man holt aus seiner Arbeit mehr heraus als nur Geld. Es macht nicht nur Spaß, man zieht daraus auch Dinge wie Anerkennung oder Wertschätzung. Es ist immer ein gewisser Purpose dahinter.

In meinem Falle bedeutet das, dass ich mir z.B. durch die Arbeit selbst näher komme, mich zeigen und verwirklichen kann.

Was würdest Du anderen Selbstständigen raten, die den Schritt zum Unternehmertum wagen möchten?

Das Wichtigste ist für mich die Bereitschaft, sich komplett neu zu erfinden. Der Schritt vom Angestellten zum Freiberufler ist das eine, aber der Schritt zum Unternehmer ist noch einmal ein ganz anderer. Man dealt mit bestimmten Entbehrungen – manchmal auch für längere Zeit. Dieser Faktor ist bestimmt der, den die meisten Gründer gar nicht sehen. Gründen hat auch Auswirkungen auf das private Umfeld.

Wichtig beim Schritt in die Selbstständigkeit oder später Unternehmertum ist die proaktive Gestaltung des Übergangs. Schon in der Anstellungsphase habe ich begonnen, Menschen aus meinem Netzwerk anzusprechen. Das vergessen viele! Und war auch für mich ein Learning. Vor 10 Jahren habe ich ganz anders mit meinem Netzwerk gearbeitet als z.B. heute. Ich habe erst jetzt verstanden, wie es funktioniert.

„Es muss strategisch genetzwerkt werden. Nicht, dass das heute meine Lieblingsaufgabe ist, aber ich habe es geschafft, das gut hinzubekommen. Neben der thematischen Kompetenz ist das Netzwerken das Wichtigste beim Gründen.“ Sven Galander

Mein wichtigster Rat: Überlege dir genau, mit wem du gründen möchtest. Wenn du alleine gründest, musst du sehr viele Skills mitbringen. Überlege dir, was du besonders gut kannst. Das wiederum sagt dir, was dir fehlt und wen du brauchst, um ein wertvolles Team aufzustellen. Durchforste hier dein Netzwerk!

Lerne dann die Menschen rund um die Gründung sehr gut kennen, denn es ist wie eine Ehe. Natürlich gibt es keine Garantie fürs Gelingen. Du solltest mit den Eigenheiten der anderen Personen umgehen können. Man geht den Weg doch eine Weile miteinander.

„Das schwierigste Thema ist der Weg vom Gründungsteam, das sich selbst über Wasser halten kann, zum Mitarbeiter 1 – das ist so eine krasse Entscheidung. Du bist für jemanden verantwortlich, du musst ihn bezahlen. Die Entscheidung fällt ja mindestens für ein Jahr. Und auch der Mitarbeiter geht ein Risiko ein. Das lässt mich nicht kalt.“ Sven Galander

Gibt es abschließend noch etwas, das Du unseren Lesern mit auf den Weg geben möchtest, insbesondere denjenigen in Führungspositionen?

Es gibt einen Unterschied, ob du in dir „nur“ einen Veränderungswillen spürst, oder aber auch das Gefühl hast, mehr zu können. Wenn du unternehmerische Eigenschaften in dir hast, dann versuche, dem auf den Grund zu gehen.

Wenn du dir die Frage nach Selbstständigkeit und Unternehmertum im Anstellungsverhältnis mit ja beantwortest und du kein Problem mit den Herausforderungen hast, dann geh dem nach. Nutze deinen Gestaltungswillen, deinen Verantwortungswillen und deine konkreten Ideen.

„Unternehmertum bedeutet, dass du einen Plan hast – und dann kommt die Realität. Es ist wichtig, dass du deinen Plan umsetzt – aber wenn du siehst, dass es nicht klappt, dann musst du den Plan auch ändern.“ Sven Galander

Viele spüren ihn: den Gestaltungswillen, den Wunsch, etwas selbst zu erschaffen. Sei es in der Selbstständigkeit als Freiberuflicher Managementberater oder als Gründer und Unternehmer. Wir sprachen mit einem, der diesem Drang nachgegangen und sein Angestelltenverhältnis an den Nagel gehängt hat. Sven Galander, Co-Founder und COO der Rainmaker Society, über Gründe, Hürden, Vor- und Nachteile auf diesem Weg.

Du hast die Schritte von der Festanstellung zur Selbstständigkeit und schließlich zum Unternehmer und Gründer der Rainmaker Society gemacht. Was hat Dich zu diesen Schritten bewogen?

Meine intrinsische Motivation war der Hauptgrund. Ich hatte Ambitionen und auch einen gewissen Hunger – ich wollte mehr geben. Der Sprung von BMW, über Roland Berger und später in meine Selbstständigkeit als Unternehmensberater ging in ein komplett anderes Thema, das mir der MBA näher gebracht hatte und mich sehr interessierte.

Natürlich gab es auch negative und warnende Stimmen. Aber ich sah die Tugenden, die wichtig sind für einen erfolgreichen Selbstständigen bzw. Unternehmer, in mir: Mut, Risikobereitschaft, Neugierde, großes Verantwortungsbewusstsein und der Drang danach, Dinge einfach gestalten zu wollen. In meiner Rolle bei BMW wäre ich nicht so schnell vorangekommen und die angebotenen internen Optionen haben mich nicht interessiert. Ich musste die Konsequenzen ziehen.

Sven Co-Founder

Die Festanstellung bei Roland Berger war mein erster sehr erfolgreicher Karriere- bzw. Laufbahnbruch. Den Job fand ich total spannend, aber war auch sehr fremdbestimmt. Ich ging zu einer VW-Tochter, baute mir mein Netzwerk aus und ging damit direkt in die Selbstständigkeit.

„Selbstständigkeit bedeutet immer auch ein gewisses Maß an Unsicherheit. Das muss man aushalten können. Menschen, die total sicherheitsaffin in jedem Aspekt ihres Lebens sind, werden in der Selbstständigkeit neue Wege finden müssen, damit es für sie passt.“ Sven Galander

Welche Unterschiede hast Du zwischen der Selbstständigkeit / Freiberuflichkeit und dem Unternehmertum festgestellt?

Als Freiberufler kümmerst du dich in der Regel mehr um dich. Du optimierst dich im weitesten Sinne. Du sorgst für dich, konzentrierst dich auf dich. Als Freiberufler bist du oft voll ausgelastet und hast dann auch wieder Phasen, um dich um andere Sachen zu kümmern.

Als Unternehmer hast du im Gegensatz dazu immer auch die Verantwortung für andere. Du hast Mitarbeiter, um die du dich kümmern musst. Im Sinne von Gehaltsverpflichtungen, sinnstiftenden Aufgaben und einem Plan für die nächste Zeit. Das öffnet den Blick auf ein ganzes Unternehmen. Die verschiedenen Perspektiven der Verpflichtung sind für mich der größte Game Changer.

Als Freiberufler hat mir das Arbeiten im Team an gemeinsamen Themen gefehlt. Und als Unternehmer fehlt mir rückblickend manchmal, manche Entscheidungen auch in meinem Sinne zu treffen. Jetzt bin ich Manager. Es ist eine andere Art zu arbeiten – per se aber natürlich nicht schlecht.

„Als Unternehmer bist du gefühlt der Letzte, der isst. Vorher kommen alle anderen. Gleichzeitig birgt das die Gefahr, dass man sich selbst ein bisschen vergisst. Das passiert dir als Freiberufler nicht.“ Sven Galander

Welche Herausforderungen hast Du in Deiner Übergangsphase vom Selbstständigen zum Unternehmer erlebt?

Da gab es viele Sachen:

Steuer- und Verwaltungsthemen (Bürokratie!) waren tough. Ich würde jedem empfehlen, sich hier Hilfe zu holen. Man muss sich beim Wechsel in die Selbstständigkeit darauf konzentrieren, ein Projekt zu finden und das perfekt umzusetzen. Alles Andere sollte abgegeben werden.

Ein ganz wichtiges weiteres Thema: Als Freiberufler musst du lernen, dass du dir gewisse Rücklagen bildest. Da empfehle ich jedem, mehrere Konten zu haben, wo Du gleich gewisse Beträge abführst. Rücklagen sind enorm wichtig.

Und: Konzentriere dich voll auf dein Business und hole dir nicht anfangs aktiv noch weitere (private) Themen dazu.

Finde Dienstleister, die dich unterstützen. Frage hier dein Netzwerk. Verliere dich nicht in einer besonders tollen Angebotsdarstellung und Profilierung. Suche dir einen Job, für den du gut bezahlt wirst, arbeite das Projekt ab, stelle deine Rechnung – und dann arbeite weiter.

Welche persönlichen Eigenschaften und Fähigkeiten haben Dir am meisten geholfen, erfolgreich vom Selbstständigen zum Unternehmer zu werden?

Ein Selbstständiger ist nie jemand, der weniger macht. Man schaut nicht auf die Uhr, wenn man arbeitet. Man holt aus seiner Arbeit mehr heraus als nur Geld. Es macht nicht nur Spaß, man zieht daraus auch Dinge wie Anerkennung oder Wertschätzung. Es ist immer ein gewisser Purpose dahinter.

In meinem Falle bedeutet das, dass ich mir z.B. durch die Arbeit selbst näher komme, mich zeigen und verwirklichen kann.

Was würdest Du anderen Selbstständigen raten, die den Schritt zum Unternehmertum wagen möchten?

Das Wichtigste ist für mich die Bereitschaft, sich komplett neu zu erfinden. Der Schritt vom Angestellten zum Freiberufler ist das eine, aber der Schritt zum Unternehmer ist noch einmal ein ganz anderer. Man dealt mit bestimmten Entbehrungen – manchmal auch für längere Zeit. Dieser Faktor ist bestimmt der, den die meisten Gründer gar nicht sehen. Gründen hat auch Auswirkungen auf das private Umfeld.

Wichtig beim Schritt in die Selbstständigkeit oder später Unternehmertum ist die proaktive Gestaltung des Übergangs. Schon in der Anstellungsphase habe ich begonnen, Menschen aus meinem Netzwerk anzusprechen. Das vergessen viele! Und war auch für mich ein Learning. Vor 10 Jahren habe ich ganz anders mit meinem Netzwerk gearbeitet als z.B. heute. Ich habe erst jetzt verstanden, wie es funktioniert.

„Es muss strategisch genetzwerkt werden. Nicht, dass das heute meine Lieblingsaufgabe ist, aber ich habe es geschafft, das gut hinzubekommen. Neben der thematischen Kompetenz ist das Netzwerken das Wichtigste beim Gründen.“ Sven Galander

Mein wichtigster Rat: Überlege dir genau, mit wem du gründen möchtest. Wenn du alleine gründest, musst du sehr viele Skills mitbringen. Überlege dir, was du besonders gut kannst. Das wiederum sagt dir, was dir fehlt und wen du brauchst, um ein wertvolles Team aufzustellen. Durchforste hier dein Netzwerk!

Lerne dann die Menschen rund um die Gründung sehr gut kennen, denn es ist wie eine Ehe. Natürlich gibt es keine Garantie fürs Gelingen. Du solltest mit den Eigenheiten der anderen Personen umgehen können. Man geht den Weg doch eine Weile miteinander.

„Das schwierigste Thema ist der Weg vom Gründungsteam, das sich selbst über Wasser halten kann, zum Mitarbeiter 1 – das ist so eine krasse Entscheidung. Du bist für jemanden verantwortlich, du musst ihn bezahlen. Die Entscheidung fällt ja mindestens für ein Jahr. Und auch der Mitarbeiter geht ein Risiko ein. Das lässt mich nicht kalt.“ Sven Galander

Gibt es abschließend noch etwas, das Du unseren Lesern mit auf den Weg geben möchtest, insbesondere denjenigen in Führungspositionen?

Es gibt einen Unterschied, ob du in dir „nur“ einen Veränderungswillen spürst, oder aber auch das Gefühl hast, mehr zu können. Wenn du unternehmerische Eigenschaften in dir hast, dann versuche, dem auf den Grund zu gehen.

Wenn du dir die Frage nach Selbstständigkeit und Unternehmertum im Anstellungsverhältnis mit ja beantwortest und du kein Problem mit den Herausforderungen hast, dann geh dem nach. Nutze deinen Gestaltungswillen, deinen Verantwortungswillen und deine konkreten Ideen.

„Unternehmertum bedeutet, dass du einen Plan hast – und dann kommt die Realität. Es ist wichtig, dass du deinen Plan umsetzt – aber wenn du siehst, dass es nicht klappt, dann musst du den Plan auch ändern.“ Sven Galander

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