Achtsamkeit – Mindful oder mind full?
Seit ein paar Jahren wird das Thema Achtsamkeit medial stark aufgeladen. Dabei werden Elemente aus dem Achtsamkeitstraining schon lange praktiziert – und haben nun verdiente neue Impulse bekommen.
Wann spricht man von Achtsamkeit: Definition und Nutzen
Runtergebrochen ist Achtsamkeit die urteilsfreie Präsenz im Augenblick. Du bist im Moment nur präsent – denkst nicht über die Vergangenheit oder die Zukunft nach. In der heutigen Welt ist es nicht leicht, in den Moment zu springen. Diese Präsenz im Augenblick zu erlernen kann dementsprechend eine Herausforderung sein.
Jedoch darf man den Nutzen laut Achtsamkeitstrainer Tim Weifenbach nicht unterschätzen. Die Achtsamkeitspraxis hat nachhaltige Auswirkungen auf die Gesundheit. Aber nicht nur das. Achtsamkeit hat auch viel mit Führung zu tun. Hier gehen die Vorteile in Richtung Empathie, Change und Transformation.
„Wenn ich achtsam bin, gehe ich leichter mit sich verändernden Situationen um. Ich bin offener.“ Tim Weifenbach
Wie merke ich, dass ich achtsam bin?
Da gibt es unterschiedliche Situationen, die dir im Alltag helfen. Für dich selbst kannst du auch im Kleinen achtsam und präsent sein.
- Ich lese gerade diesen Artikel, ich bin jetzt da – und denke an nichts anderes. Ich lasse alles stehen und liegen.
- Ich bin im Büro und gehe von einem Meeting zum nächsten. Ich halte vor der Tür kurz inne und mache mir bewusst, dass jetzt der nächste Akt beginnt.
- In einer hitzigen Debatte gehe ich einen Schritt zurück und frage mich: Worum geht es? Was ist das eigentliche Problem? Ich nehme mich kurz heraus.
„Diese Sekunde oder dieser Moment des Innehaltens um herauszufinden, wo man gerade ist, macht den Unterschied.“ Tim Weifenbach
Der Weg ist das Ziel: Achtsamkeit
Achtsamkeit ist ein Ergebnis, aber vor allem auch ein Weg. Achtsamkeit bedeutet nicht, jeden Tag zehn Minuten zu meditieren. Meditieren ist ein Weg von vielen, mit seiner Umwelt in Verbindung zu treten.
Tools und Methoden der Achtsamkeit
Es braucht verschiedene Tools und Methoden, um zu sich selbst zu finden, denn nicht jeder kann sich zum Meditieren zurückziehen.
Achtsamkeit im Alltag: Experten-Tipps von Tim Weifenbach
- dreimal tief durchatmen
- kurz aus dem Fenster schauen
- ALI-Methode: atmen, lächeln, innehalten
- How are you?-Dashboard: Fühle in dich hinein, wie es dir geht.
„Es reichen diese kurzen Momente, in denen ich auf mich selbst achte, um ein besseres Bewusstsein für mich selbst und für meine Umwelt zu entwickeln.“ Tim Weifenbach
Next Level: Achtsamkeit mit anderen
Die eigene Achtsamkeit spielt auch in die Achtsamkeit hinein, die ich anderen entgegenbringen kann. Das beginnt bei gewaltfreier Kommunikation, dem Zuhören und dem Spiegeln können – und dadurch den gemeinsamen Nenner zu finden.
Achtsamkeit für Skeptiker
In seinen Trainings achtet Achtsamkeitsexperte Tim darauf, dass für jeden Typ Mensch etwas dabei ist. Meditieren hätte für viele einen Beigeschmack, erzählt er aus der Praxis. Er bekomme oft die Rückmeldung, dass es für einige schlicht nichts sei.
Zum Glück gibt es aber auch viele andere Möglichkeiten, achtsam zu leben. Der eigene Atem, der uns rund um die Uhr begleitet, kann uns stimulieren – oder aber auch angenehm entspannen. Den Fokus auf etwas so Banales wie Wichtiges zu legen, sind erste Schritte zu mehr Achtsamkeit – im beruflichen Umfeld wie im privaten.
„Jeder Mensch ist unterschiedlich – manche haben ein gutes Körpergefühl, andere weniger. Einige denken, sie würden Achtsamkeit in ihrem Leben nicht brauchen. Ich habe in all meinen Vorträgen Zahlen mit dabei, die das widerlegen.“ Tim Weifenbach
Achtsamkeit im Organisationskontext
Durch Corona, durch Konflikte, durch individuelle Stresssituationen suchen die Menschen vermehrt nach etwas, das sie weniger Stress empfinden lässt und sie mitunter auch wieder besser schlafen lässt. Laut Tim Weifenbach sind die Zahlen zu Burnout und zu Fehltagen mit psychischem Hintergrund im Unternehmen in den letzten Jahren durch die Decke gegangen. Bis heute hätte sich das nicht wieder gelegt.
„Gerade im beruflichen Kontext raten wir dazu, immer mal wieder eine Achtsamkeitsübung in den Alltag einzubauen, um das Cortisol-Level abzubauen – und wieder auszugleichen.“ Tim Weifenbach
Viele merken leider erst, dass es ihnen nicht gut geht, wenn es zu spät ist. Es ist ein Teufelskreis: Ich habe keine Zeit, mich darum zu kümmern! Irgendwann knallt es und man kommt nicht mehr aus dem Bett und ins Büro. Die Projekte bleiben liegen, man selbst kann nicht mehr.
Achtsamkeitstraining als Quick-Fix?
Leider nein. Das Training ist ein Lernen, wie das Training für einen Marathon. Stetig einen Schritt vor den anderen setzen, neue Ziele ins Auge fassen, immer weiter machen.
„Es gibt kein ‚Ich mache jetzt ein paar Übungen – und dann geht es mir wieder besser‘. Es gibt keine schnelle Lösung. Es ist ein Weg, der ein Leben lang andauert. Was es jedoch gibt, sind viele tolle Angebote wie Meditations-Apps oder Bücher zum Thema, wo jeder erste Versuche starten kann.“ Tim Weifenbach
Gründe für mehr Achtsamkeit im Beruf und Privatleben
- konstante Stresssituation
- erhöhter Cortisolspiegel
- erhöhter Herzschlag
- Verspannung
- Nackenschmerzen
- Kopfschmerzen
- Bluthochdruck
- Übergewicht
- Zerstreutheit
- Fehleranfälligkeit
- Schlaflosigkeit
- Das Umfeld nimmt dich als Grumpy wahr.
- Es fällt schwer, Gesprächen zu folgen.
- auf Führungsebene: unzufriedene Mitarbeiter
- vermehrte Krankschreibungen
- Emotionen schwieriger zu kontrollieren
Achtsamkeit und Egozentrik?
Die Artikel zu diesem Thema mehren sich. Der Vorwurf lautet, dass es egoistisch sei, sich um sich selbst zu kümmern bzw. dass die Menschen sich schließlich nur noch um sich selbst kümmern würden. Experte Tim Weifenbach kann diesem Ansatz jedoch wenig abgewinnen.
„Man findet immer Negatives – zu jedem Thema. Bei egozentrischen Menschen können sich durch gewisse Übungen und Praktiken die Züge verstärken. Aber aus meiner Erfahrung heraus haben in 99% der Fälle Achtsamkeitspraxen positive Effekte. In den letzten 10 Jahren habe ich keine negative Erfahrung gemacht. Mich machen solche Artikel eher stutzig.“ Tim Weifenbach
Achtsamkeit: Aus der Praxis von Tim Weifenbach
Tim und sein Team begleiteten ein Jahr lang die Young Talents eines Unternehmens. Für die jungen Führungskräfte wurde ein Achtsamkeitsmodell entwickelt, das auf die Themen Gesundheit, Innovation, Empathie und Transformation einspielen sollte, denn Achtsamkeitspraktiken können aus der Erfahrung heraus in diesen Bereichen tolle Effekte erzielen.
Es fanden Life-Webinare und Aktionen vor Ort statt. Zu Beginn herrschte eine Grundskeptik im Team, aber am Ende hatten sie einen Kern aus sehr achtsamen Persönlichkeiten entwickelt.
„Das Feedback damals war umwerfend, das kann ich gar nicht in Worte fassen. Es ist schön zu hören, wie sich das Leben aktiv verändert hat, beruflich und privat.“ Tim Weifenbach
Zwei Mitglieder im Team konnten mit der Reise nichts anfangen – und zwei sind neu in das Team dazugestoßen. Deshalb braucht es einen Mix aus Zahlen und Fakten, Übungen und aktuellen Forschungsergebnissen, die veranschaulichen, wie Achtsamkeit das Arbeitsleben positiv beeinflussen kann. So kann die große Bandbreite an Menschen abgeholt werden.
„Es fängt alles bei dir selbst an – aus eigener Erfahrung kannst du immer alles tun, um immer allen alles Recht zu machen. Aber da bist du nicht mindful – wenn du achtsam mit dir selbst bist, dann kannst du auch anderen einen Riegel vorschieben, wenn es von Nöten ist. Es geht bei dir los, wenn du in deiner Kraft bist, kannst du besser darauf hingehen.“ Tim Weifenbach
Buchempfehlung
„Erfolgsformel Achtsamkeit – Bewusst führen, nachhaltig gewinnen“, Hrsg. v. Dr. Martina Weifenbach myndway, erscheint Anfang 2023.
Tims Mitbegründerin Dr. Martina Weifenbach ist Mastermind hinter dem Buch. 19 Autoren erzählen über Life-Studies in Dax-Unternehmen. Außerdem behandelt es die neueste Forschung zu diesem Thema. In dem Buch wird aus unterschiedlichen Perspektiven Achtsamkeit in Unternehmen aufgezeigt.
Über Tim Weifenbach
Tim ist Mitgründer und Co-Geschäftsführer von myndway, wo er die Bereiche Vertrieb, Tech und Operations verantwortet. Er ist Venture Builder „by Heart“ und hat sich durch berufliche Stationen bei diversen Accelerator- und Inkubatoren und Großunternehmen eine fundierte Expertise in den Bereichen Digitale Gesundheit, Innovation und Investors Relations aufgebaut (Google, Media Markt Saturn, Flying Health). Seine Vision ist es, Unternehmen in Mensch-zentrierten und Werte-orientierten Veränderungsprozessen zu begleiten und so eine Wirtschaft auf Basis von Menschlichkeit und Nachhaltigkeit zu prägen. Tim ist zudem EXIST Startup Coach, Junior-Sommelier und begeisterter Skifahrer.
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