Leadership in der Sandwich-Position
Führung im mittleren Management bedeutet, durch komplexe Spannungsfelder professionell zu navigieren. Wer Verantwortung für ein Team trägt, steht häufig zwischen widersprüchlichen Erwartungen – von Oben strategische Vorgaben, von Unten kritische Rückfragen, Unsicherheiten und auch Widerstände. Besonders in Transformationsphasen oder bei unter Druck getroffenen Entscheidungen zeigt sich, ob eine Führungskraft in der Lage ist, einerseits souverän zu vermitteln, andererseits aber auch eine eigene Linie erkennen zu lassen.
Die Rainmaker Society begleitet Führungskräfte dabei, genau diese Situationen nicht nur auszuhalten, sondern aktiv zu gestalten.
Verantwortung ohne Mitgestalten?
Im Business-Alltag sind Hintergründe für getroffene Entscheidungen, die auf höheren Ebenen verabschiedet wurden, selten im Detail bekannt. Gleichzeitig wird von Teamleads erwartet, diese Maßnahmen nicht nur umzusetzen, sondern auch glaubwürdig zu vermitteln und diese auch aktiv zu vertreten.
Nicht immer geht es hier um fehlende Zustimmung – viel häufiger ist es die innere Ambivalenz, die Führung in solchen Situationen herausfordernd macht. Wer sich in der Umsetzung ausschließlich als ausführendes Organ versteht, limitiert dabei häufig die eigene Wirksamkeit. Entscheidend ist nicht, jede Maßnahme vollständig zu vertreten – sondern trotz offener Fragen Orientierung zu geben und dem Team Sicherheit im Handeln zu ermöglichen.
Analyse vor Kommunikation
Bevor eine Entscheidung an das Team kommuniziert wird, lohnt sich ein kurzer Moment der Selbstklärung: Welche Aspekte lösen bei mir Unbehagen aus? Liegt es an den Inhalten, an der Art der Umsetzung – oder fehlen wichtige Informationen, um die Entscheidung nachvollziehen zu können? Auch persönliche Werte können eine Rolle spielen, wenn es darum geht, eine Haltung zu entwickeln, die tragfähig ist.
Diese Reflexion ist kein Selbstzweck. Sie schafft die Grundlage für eine Haltung, die sowohl authentisch als auch anschlussfähig ist. Denn nur wer selbst Klarheit hat, kann im nächsten Schritt Orientierung geben.
Loyalität zeigen, ohne beliebig zu wirken
Führungskräfte sehen sich nicht selten damit konfrontiert, Entscheidungen mittragen zu müssen, von denen sie schlicht nicht überzeugt sind. Dabei geht es weniger um vollständige Zustimmung als vielmehr um einen professionellen Umgang mit der eigenen Rolle. Entscheidend ist, gegenüber dem Team glaubwürdig und konsistent aufzutreten – auch dann, wenn persönliche Einschätzungen abweichen.
Orientierung geben, auch wenn Unsicherheit besteht
In Veränderungsprozessen entsteht zwangsläufig Unsicherheit – sowohl im Team als auch auf Führungsebene. Teams registrieren sehr genau, ob ihre Führungskraft Klarheit vermittelt oder selbst noch Orientierung sucht. Führung bedeutet in diesem Kontext, auch mit offenen Fragen verantwortungsvoll umzugehen. Wer den Rahmen transparent absteckt und seine Einschätzung nachvollziehbar teilt, kann Vertrauen schaffen – auch wenn noch nicht alle Details geklärt sind.
Teamleads können klarstellen, dass es Aspekte gibt, die auch kritisch gesehen werden können. Es muss aber gleichzeitig kommuniziert werden, dass das Führungsteam für die Umsetzung verantwortlich ist – und dass im Team diese Entscheidung gangbar gemacht werden muss. Diese Art von Kommunikation signalisiert Haltung, ohne sich in Detailkritik zu verlieren. So werden Loyalitätskonflikte vermieden und dem Team ein klarer Rahmen vorgegeben.

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Unterstützung aktiv einholen
Viele Führungskräfte neigen dazu, Konflikte allein zu lösen. Doch in komplexen Situationen ist es sinnvoll, sich bewusst Sparringspartner zu suchen. Das kann ein Austausch mit “Peers” auf gleicher Ebene sein – oder ein Gespräch mit der eigenen Führungskraft, um die getroffenen Entscheidungen besser mittragen zu können..
Wer seine eigene Rolle reflektiert und als Moderator auftritt, zeigt nicht Schwäche, sondern Führungsreife. Der Anspruch, Entscheidungen professionell einordnen zu können, ist kein Widerspruch zur Loyalität – sondern Voraussetzung für souveränes Leadership.
Leadership zwischen den Linien
Führung im mittleren Management umfasst weit mehr als das operative Umsetzen von Vorgaben. Gefordert ist die Fähigkeit, Spannungsfelder auszuhalten, unterschiedliche Interessen auszubalancieren und dabei eine klare eigene Haltung zu entwickeln. Auch dann, wenn Entscheidungen herausfordernd erscheinen, braucht es eine Position, die professionell und anschlussfähig ist. Wer in solchen Situationen handlungsfähig bleibt, schafft die Grundlage für den nächsten Karriereschritt – und zeigt, dass er Führung in komplexen Kontexten übernehmen kann.
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