Führungskräfte von morgen – das benötigen sie

Die Führungskräfte von morgen benötigen ein breites Spektrum an Kompetenzen, um den wachsenden Anforderungen des Arbeitsmarktes gerecht zu werden. Stephanie Bergmann, Senior Consultant Talent Acquisition bei der Lidl Stiftung, gibt Einblicke in die Eigenschaften und Fähigkeiten, die zukünftige Führungspersonen mitbringen müssen.

Gemeinsam mit dem FAZ Institut hat das IFIDZ in einer Studie 100 Führungskräfte der ersten und zweiten Ebene mit Hilfe eines strukturierten Fragebogens befragt. Heraus kam, dass die Teilnehmer in Führungskräften von morgen gute Netzwerker sehen, was wiederum hohe Empathie und soziale und kommunikative Kompetenz voraussetzt. Stimmen Sie da zu? Ja, absolut. Die heutige Generation unterscheidet sich signifikant von den gegenwärtigen Führungskräften. Bis 2030 wird die Hälfte unserer Belegschaft aus Personen des Jahrgangs 1981 und jünger bestehen. Die emotionalen und sozialen Anforderungen, die diese Generation stellt, machen emotionale Intelligenz zu einem kritischen Erfolgsfaktor für Führungskräfte. Die Kompetenzen der Führungskräfte gehen deutlich in Richtung Motivation – und keine Kennzahlen mehr. Die Frage bleibt: Was braucht der Mitarbeiter, damit er sich entwickeln kann? Welche Qualitäten werden derzeit besonders beim Recruiting von Führungskräften betont? Der Status Quo findet noch in klassischen Führungsstrukturen statt. Diese ändern sich jetzt. Die Generation Z würfelt aktuell alles durcheinander. Menschen, die diese Strukturen entworfen haben, werden jetzt in Frage gestellt. Die aktuellen Anforderungen sind noch klassischer Natur, wobei mir aber auffällt, dass auf das Leadership-Thema mehr Wert gelegt wird. Es fallen in Gesprächen Fragen wie „Was ist dein Führungsstil?“. Zusätzlich wird hinterfragt, wie der Führungsstil mit dem zusammenpasst, was das Unternehmen von Führung erwarten. Die Lidl Stiftung z.B. hat ein Wertekonzept, das wir in den Führungskräften spiegeln. Welche Voraussetzungen sehen Sie für zukunftsorientiertes erfolgreiches Führen? Die Führungsstile werden sich angleichen. Die Anforderungen verändern sich – die Mitarbeiter verändern sich und die Erwartungen mit. Big Player wie Amazon haben unsere Gesellschaft aktiv verändert. Es ist essentiell, dass wir schnell und empathisch auf Bewerber reagieren und ihre Denkweisen in unseren Recruiting-Prozessen berücksichtigen. Unsere Gesellschaft ist anspruchsvoller geworden. Wir können den Kandidaten nicht ewig auf eine Rückmeldung warten lassen. Wir müssen auf ihn eingehen, seine Denkweise übernehmen – und das auch im Recruiting-Prozess. Das Recruiting hat sich bei der Lidl Stiftung dementsprechend gewandelt und angepasst, auch verkürzt und es gibt jetzt mehr Interaktion und Rückmeldung. Diese Prozesse liegen in meinem Aufgabenfeld. Wir nehmen die Ansprüche von außen auf und passen den Recruiting-Prozess darauf laufend an. Was sind die wichtigsten Kompetenzen von Führungskräften für Sie? Das variiert je nach Fachbereich. Im Controlling zum Beispiel ist ein Zahlenverständnis entscheidend, während in anderen Bereichen strategische und kommunikative Fähigkeiten gefordert sind. Unabhängig von der spezifischen Rolle sind jedoch strategische Planung und Kommunikationsfähigkeiten generell von großer Bedeutung. Deshalb müssen wir zuerst herausfinden, was hinter der zu besetzenden Rolle steckt und welche Anforderungen damit verbunden sind. Hat ein autoritärer Führungsstil ausgedient? Ja, mit allem, was dazu gehört. Wobei er in der Führung situationsabhängig immer eine kleine Rolle spielen wird. Der Trend geht deutlich in Richtung emotionale Führung und Flexibilität. Die Rolle verändert sich gemeinsam mit den Menschen. Die Bedeutung von Bewertung und Leistung bleibt allerdings bestehen. Inwieweit hat sich Führung im digitalen Zeitalter weiterentwickelt? Die Führung hat sich stark weiterentwickelt und muss die Bedürfnisse einer global denkenden, gut informierten jüngeren Generation berücksichtigen. Das ist einer der zu wenig beleuchteten Aspekte zum Thema Führung der Zukunft, denn es beinhaltet das Generationenthema. Die Art und Weise, wie mit verfügbarem Wissen umgegangen wird, hat sich verändert und beeinflusst die Führungsstile maßgeblich. Wie viel Außenmeinung findet sich in der Führung? Also Mitarbeiter- oder Kundenwünsche in Produktentwicklung und Prozessgestaltung? Bei der Lidl Stiftung ist die Außenmeinung tatsächlich ein zentrales Thema. Recruiting ist der allererste Kontakt nach außen – wir sind von dem abhängig, was draußen „unterwegs“ ist. Was bewegt die Menschen? Wir werden und müssen das immer challengen, was draußen abgeht. „Handel ist Wandel“ ist ein Sprichwort bei Lidl. Unser Recruiting spiegelt die Bewegungen und Anforderungen der Gesellschaft wider, und wir passen uns ständig den sich verändernden Bedingungen an. Wie werden Führungskräfte aktuell geschult?  Wir haben ein umfangreiches Führungskräfteprogramm, wo Seminare und Workshops maßgeschneidert werden. Den Mitarbeitern wird z.B. Mentoring angeboten, das über Jahre begleitet. Das Angebot gilt für alle und gehört auf dem Führungsweg mit dazu. So kann auch sichergestellt werden, dass die Werte, die wir vertreten, über die Führungskräfte weitergegeben werden. Welche Anforderungen werden besonders häufig von Führungskräften an Sie herangetragen? Viele Führungskräfte fragen nach dem besten Umgang mit der Generation Z und anderen aktuellen Herausforderungen. Sie möchten wissen, wie sie ihre Rolle in einer sich schnell verändernden Welt am besten ausfüllen können. Welche Bedeutung haben Resilienz und Flexibilität für heutige Führungskräfte? Diese Eigenschaften werden immer wichtiger. Unsere Gesellschaft und die Arbeitswelt sind komplexer geworden. Der Einfluss von sozialen Medien und anderen externen Faktoren verändert die Rolle der Führungskräfte grundlegend.

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