LinkedIn – Pain or Gain?

Was stand auf dem Pitch-Deck von LinkedIn? Was ist das Ziel der Plattform? Oder die Aufgabe? Tatsächlich etwas anderes, als man vielleicht denkt.

Was stand auf dem Pitch-Deck von LinkedIn? Was ist das Ziel der Plattform? Oder die Aufgabe? Tatsächlich etwas anderes, als man vielleicht denkt.

LinkedIn ist von Haus aus ein Marketing-Tool. Das erklärt uns Şebnem Elif Kocaoğlu Ulbrich, LinkedIn-Profi. Sie zählt 6000 Follower auf der Plattform. Das klingt jetzt auf den ersten Blick ganz gut. Ist man mit dieser Anzahl erfolgreich?

LinkedIn ist keine Social Media Plattform

Auf dem Pitchdeck von LinkedIn standen 2004 zwei Ziele: Erstens, dass die Plattform eine Suchmaschine auf professioneller Ebene sein soll. Das haben Sie geschafft. Im professionellen Kontext werden Menschen nicht mehr gegoogelt, sondern auf LinkedIn gesucht. Als Zweites stand darauf, dass LinkedIn das Recruiting im Speziellen von Executives erleichtern soll. Der Recruiting-Pfad ist jedoch laut Elif nicht voll angelaufen. Aber, und das haben die meisten von uns schon erlebt: Menschen werden über LinkedIn zusammengebracht. Das stand nicht auf dem Pitchdeck.

Realitäts-Check auf LinkedIn

LinkedIn versteht sich also als Marketing- und nicht als Social Media Plattform. Aber: Die Realität ist wie immer nicht so eindeutig. Im Feed sehen wir, dass LinkedIn von den UserInnen mehr und mehr als Social Media Plattform genutzt wird. Urlaubsfotos und Catcontent sind weit weg vom Business-Alltag. Nutzen die User LinkedIn „falsch“?

„Viele Menschen haben die Macht von Social Media gesehen. Sie wollen den Easy Way auf Social Media, wo plötzlich ein Post viral geht. Der schnell viele Follower aufbaut. Der Beitrag wird auf LinkedIn kopiert mit dem Gedanken ‚Was auf der einen Plattform gut läuft, wird auf der anderen auch gut laufen‘. Personal Things bekommen nun mal viele Likes.“

Şebnem Elif Kocaoğlu Ulbrich

Likes vs. Kontakte

Allerdings: Darum geht es im Grunde ja nicht. Mit dem Ziel, gute Business-Kontakte zu pflegen und seinen Expertenstatus darzustellen, sind Likes und Follower-Zahlen schlicht egal. Wichtig ist hingegen, wer solche privaten Posts NICHT liked und welche Mauern durch solche für eine mögliche spätere gute Position aufgebaut werden.

Man darf die eigene Branche und das Umfeld, in dem man sich gerne bewegen möchte oder sich bereits bewegt, bei seinem Content nicht außer Acht lassen. Im Finanzsektor muss man sich anders präsentieren als im Kreativsektor. Aber man darf nie vergessen: Am Ende verliert man mit Urlaubsfotos vielleicht mehr, als man bekommt.

Suchmaschine für Professionals

Über LinkedIn ist es im Recruiting-Prozess möglich, Menschen zu finden und sie gezielt anzuschreiben. Die Expertise, die sie in den Beiträgen und Kommentaren zeigen, lässt eine erste Einschätzung zu. ‚Ich suche ein Vertriebsgenie im Bereich Versicherungen. Einen Experten oder eine Expertin, die mit den richtigen Voraussetzungen das Team übernimmt.‘ Ganz unverbindlich kann zu einem Kaffee eingeladen werden und man lernt sich kennen.

Foto von LinkedIn Sales Solutions auf Unsplash

„Authentizität hat auf LinkedIn einen ganz anderen Stellenwert als auf anderen Social Media Plattformen. Es geht nicht um die Darstellung der „heilen Welt“, sondern darum, klar Stellung zu beziehen, mitzudiskutieren, ein Thema, das einen beschäftigt, aufzugreifen. Stelle deinen Expertenstatus heraus.“

Şebnem Elif Kocaoğlu Ulbrich

LinkedIn ist DIE Suchmaschine für Professionals. Gerade größere Firmen sind dort aktiv und mittlerweile zeigt sich auch, dass Stellen gar nicht mehr öffentlich ausgeschrieben werden. Oft ist das ein längerer Prozess des Beobachtens. Profile werden beobachtet und irgendwann einmal passt es einfach: It’s a Match!

„Wirklich gute Kontakte entstehen auch, indem man Menschen einlädt. Es geht ja um qualitative Kontakte. Also gerne mal nachfragen: I’m in Amsterdam. Let’s have a coffee.“

Şebnem Elif Kocaoğlu Ulbrich

Keywords auf LinkedIn

Das Besondere an LinkedIn ist, dass nach Special Skills gesucht werden kann. Wie Google, Bing und Co. werden die persönlichen Seiten nach den Keywords durchforstet. Verwende deshalb Begriffe, die dich bestmöglich beschreiben, sodass genau diese Menschen und aussichtsreiche Stellen dich finden.

Viel mehr als noch vor 5 Jahren ist diese Professionalität auf LinkedIn vorangeschritten. Bei vielen sei aber, laut Elif, zu beobachten, dass sie die letzten paar Meter nicht gehen, z.B. die passenden Keywords nicht erstellen. Es nimmt Zeit in Anspruch, keine Frage. Aber: Du nimmst dem Algorithmus die Chance, dich zu finden.

“Nothing that looks easy is at easy at it looks. Especially at Social Media.”

Şebnem Elif Kocaoğlu Ulbrich

So startest du auf LinkedIn: Dein Profil

In diesem Zusammenhang genauso wichtig wie passende Keywords sind Seitenupdates. Meilensteine und Special Skills müssen immer up to date sein, um wie das Profil- und Hintergrundbild einen professionellen Eindruck zu hinterlassen.

Diese Professionalität hat sich etabliert, ist mittlerweile Pflicht und wird auch von immer mehr Unternehmen vorausgesetzt. Aber laut Elif ist da noch mehr. Das LinkedIn Profil ist mittlerweile Lebenslauf und Business Card. Die Seite muss sofort verstanden werden, denn niemand hat die Zeit, sich durch unendlich viel Text zu scrollen. Profiler schauen auf den CV und nehmen sich etwa fünf bis zehn Sekunden Zeit, um ihn zu verstehen.

„Die Voluntärsstelle vor 11 Jahren ist einfach nicht mehr relevant. Auch wenn sie für dich in deiner Entwicklung enorm wichtig war. Raus damit!“

Şebnem Elif Kocaoğlu Ulbrich

Der Summerypart ist perfekt, um zu schreiben, welche Bereiche in deinem Metier liegen. Denk dabei auch an deine Unique Skills und hebe sie im Besonderen heraus. Das Ziel muss immer sein, dass du im Gedächtnis bleibst. Wenn ein Projekt, ein Job in deinem Bereich zu besetzen ist, sollen sich Entscheider an dich erinnern.

„Lade auch Menschen dazu ein, sich mit jemandem aus deinem Netzwerk zu vernetzen. Ich bin davon überzeugt, dass dir das Universum das zurückgibt, was du dem Universum gibst.“

Şebnem Elif Kocaoğlu Ulbrich

Der LinkedIn-Zeitplan

Der LinkedIn-Zeitplan ist schnell erklärt: Warte nicht, fang an! Am besten schon gestern. Gerade als introvertierter Mensch ist es eine Chance, sich zu zeigen. Beginne nicht erst, wenn du etwas „brauchst“. Die Menschen merken es und das wirkt nicht authentisch. Sag ehrlich, dass du vorankommen möchtest und starte durch. Wir alle wissen nicht, was nächstes Jahr sein wird. 

Foto von LinkedIn Sales Solutions auf Unsplash

Zeige konstant, worin deine Expertise liegt und lass die Menschen von dir lernen. Aber bitte shortly. Im August wollen die Menschen laut Elif vorrangig kürzere Texte lesen und lieber Videos und Bilder im Feed sehen. Wohingegen in den kalten Monaten längere Texte ranken.

Den LinkedIn Algorithmus verstehen

Was „mag“ der Algorithmus? Seit einiger Zeit macht die Runde, dass LinkedIn weniger Emotionalität und dafür mehr Fachwissen mit Reichweite belohnt. Erfahrungsgemäß ranken jedoch immer noch private Posts.

„LinkedIn ist dabei, den Fokus auf Quality Content zu legen. Es passiert gerade.“

Şebnem Elif Kocaoğlu Ulbrich

Tipp von Elif:

Schreibe konstant, was du weißt und andere nicht wissen. Denke dabei immer an deine nächste Position.

Themen auf LinkedIn

Die Beitragsthemen müssen nicht zwingend aus dem eigenen Umfeld oder besonders „neu“ sein. Suche dir Artikel und Beiträge von anderen und reposte sie. Rede darüber, wie du das Thema siehst. Oder schreibe Kommentare. Je mehr relevante Kommentare und Beiträge du schreibst, desto besser wird dich der Algorithmus sehen. Bleib dabei immer authentisch.

ChatGPT: Bot-Texte auf LinkedIn

Wie alles, was Text (und viele andere Content-Bereiche) betrifft, ist es auch bei den Beiträgen auf LinkedIn ein Fass ohne Boden, wie die Plattform und deren NutzerInnen mit Bot-Texten umgehen werden. Texte einer Künstlichen Intelligenz können nicht authentisch sein und auch nicht kreativ. Bots können wiedergeben, Menschen können outside of the Box denken. Mainstream Content wird laut Elif noch schneller als das sichtbar werden. Nur die Zukunft wird zeigen, wie es sich entwickelt.

Elifs Erfahrungen mit LinkedIn

Elif nutzt LinkedIn für ihr Business – und das schon sehr lange. Seit 2015 setzt sie dabei gezielt auf folgende Punkte:

  • Sie teilt ihre Inhalte und Fachwissen.
  • Für noch mehr Tiefe, um auch CEOs abzuholen, führt sie Interviews.
  • Sie schreibt Texte für LinkedIn.

Ihr Ziel war und ist es, als Expertin gesehen zu werden, um Entscheider anzuziehen. Sie zeigt auf ihrem Profil, was sie macht, wie sie ihre Projekte macht – und stellt sich damit als Expertin dar. Durch ihren LinkedIn Auftritt hat sie schon mehrere gute Angebote bekommen und wurde auch in Podcasts eingeladen, was wiederum ihren Expertenstatus unterstrich.

„Sprich über etwas. Nimm dabei den Content ins Zentrum. Dann kommen auch die Angebote. Aber verkauf nichts. Das war meine Shamestory – und die vieler anderer. Doch es funktioniert nicht. Die Leute haben alles gesehen.“

Şebnem Elif Kocaoğlu Ulbrich

Über Şebnem Elif Kocaoğlu Ulbrich

Elif ist eine in Berlin ansässige Autorin und Technologieberaterin, die sich auf Expansion, Strategie, Geschäftsentwicklung und Native Marketing spezialisiert hat. Sie bietet ihre umfangreiche 15-jährige Berufserfahrung im Bank- und Finanzwesen als Gründerin von Contextual Solutions an. Elif nutzt LinkedIn erfolgreich für die Geschäftsentwicklung und verfügt über mehr als 6.000 Follower.

 

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