Arbeitsplatzkultur verbessern – Fachkräftemangel entgegenwirken

Etwa 13 % der Mitarbeitenden sind laut einer Statistik (Statista, 2023) nicht bis weniger zufrieden mit ihren Arbeitsplatzbedingungen – die Zahlen resultieren nicht nur in tatsächlichen Kündigungen, sondern auch in den viel zitierten „innerlichen Kündigungen“: weniger Extrameilen, weniger Output, weniger Motivation im ganzen Team. Im Kontext des Fachkräftemangels eine Herausforderung, der man sich stellen muss.

Die Arbeitsplatzkultur spiegelt die Wertehaltung eines Unternehmens wider – und sie kann den entsprechenden Unterschied für Mitarbeitende machen.

 

Teilbereiche der Arbeitsplatzkultur

Eine gute Arbeitsplatzkultur besteht aus vier Teilbereichen: Vertrauen, Innovation, Leistung und Gesundheit. Im Arbeitsumfeld spiegelt sich darin auch die Performance der Teams wider.

Vertrauen am Arbeitsplatz

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser? Wer den Fähigkeiten seiner Mitarbeiter nicht ausreichend Vertrauen schenkt, wird für Unmut im Team sorgen und damit langfristig für entsprechend schlechtere Resultate. Transparente Kommunikation auf Augenhöhe kann die Lösung sein. Es erhöht das Vertrauen, sorgt für den gewünschten Austausch im Unternehmen und damit für „kürzere Wege“.

Im Interview mit Elisabeth Riedl erklärt die Wahl-Schweizerin, welche Kommunikations-Anpassungen ihr Arbeitgeber HCI Solutions durchgeführt hat – und was diese Veränderung unternehmensintern auf der Vertrauensebene bewirkt hat.

Innovationsförderung

„Das haben wir immer schon so gemacht.“ oder noch schlimmer: „Das hat vor 20 Jahren schon nicht geklappt.“ Sätze wie diese begegnen einem immer wieder im beruflichen Umfeld – es sind DIE Killerargumente für jede Kreativität, Innovation, für jeden Ideenaustausch und jedes Innovationsprojekt. Dabei sorgt Innovationsförderung nachweislich für eine positive Arbeitsplatzkultur. Abseits von bekannten Wegen wird das Teambuilding gefördert, neue Kraft und neuer Ehrgeiz freigelegt und dadurch die Produktivität gesteigert.

Arbeitsplatzkultur
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Leistungsorientierte Kultur

Von frühester Kindheit an werden wir darauf gepolt, für gute Leistungen belohnt zu werden. „Das habe ich gut gemacht – dafür bekomme ich etwas.“ Die Belohnung kann Lob und Anerkennung im Face to Face-Gespräch oder im Team sein, genauso wie Leistungsboni und Goodies. Die Motivationssteigerung ist nachhaltig und darf von der Führungsebene aus nicht unterschätzt werden. Denn der Mitarbeitende will das Niveau halten – und motiviert im besten Falle gleich das ganze Team mit.

Gesundheit der Mitarbeitenden

Weniger Krankentage bedeuten weniger Ausfälle im Team, weniger zusätzliche Last, die das Team auffangen muss bzw. auch weniger Aufgaben, die schlussendlich doch liegen bleiben. Die Förderung der Gesundheit muss deshalb in der Arbeitsplatzkultur verankert werden. Maßnahmen dafür gibt es viele. Gesundheitsprogramme, Vorträge, Vergünstigungen für Sport- und Wellnesseinrichtungen, firmeninterne Laufteams und ergonomische Arbeitsplätze sind nur einige der Möglichkeiten.

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Schlüsselfaktoren für eine positive Arbeitsplatzkultur

Die Schlüsselfaktoren für eine positive Arbeitsplatzkultur liegen in der Kommunikation, Wertschätzung, in der Flexibilität und Work-Life-Balance sowie den Werten und Missionen, die das Unternehmen mitgibt und vorgibt.

Offene Kommunikation

Der Mensch ist ein soziales Tier. Wir brauchen für unser erfolgreiches Miteinander eine offene Kommunikation und auch die Möglichkeiten dazu. Regelmäßige Meetings, interdisziplinäre Fachgruppen und eine gute Feedbackkultur sind wichtige Aspekte dafür. Best Practice: Das Schweizer Unternehmen HCI hat als eine der Maßnahmen zur Kommunikationsverbesserung eine Lunch-Lotterie eingeführt. Dort bekommt man einmal im Monat eine Connection aus dem ganzen Unternehmen zufällig zugewiesen. Man trifft sich zum Mittagessen oder Teams-Meeting, lernt sich kennen, erfährt, was woanders läuft. Das erhöht die Transparenz im gesamten Unternehmen.

Einfach freundlich sein, grüßen, sich in Meetings anlächeln und immer höflich bleiben. Diese so einfachen Möglichkeiten im Miteinander machen bereits einen großen Unterschied – und sind leider nicht immer und überall selbstverständlich.

 

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Wertschätzung am Arbeitsplatz

Es sind ganz nebenbei gesagte Sätze, die einem den ganzen Tag versüßen können: „Das war eine gute Idee.“ oder „Super, dass du schon fertig bist.“ oder „Das ist wirklich toll geworden.“ Die Wertschätzung ist für die Mitarbeiterzufriedenheit einer der entscheidenden Faktoren. Wer regelmäßig Anerkennung im beruflichen Kontext erfährt und gibt, trägt positiv zum Stimmungsbild im gesamten Unternehmen bei.

Hilfreich können hier sein:

  • anonyme Mitarbeiterbefragungen
  • monatliche Feedbackgespräche
  • Einführung von Auszeichnungen
  • Nominierungssysteme, bei dem sich Kollegen gegenseitig für Erfolge vorschlagen können

Die Anerkennung soll unabhängig von der Position, Abteilung oder Dauer der Betriebszugehörigkeit erfolgen. Das fördert die inklusive Unternehmenskultur.

Work-Life-Balance

Die Mitarbeiterbindung hängt eng mit der Flexibilität im Unternehmen und der Work-Life-Balance zusammen. Homeoffice und flexible Arbeitszeitmodelle erleichtern den (Familien-)Alltag oder ermöglichen ehrenamtliche Tätigkeiten wie die Mitarbeit bei THW oder im Elternverein.

Artur Tomys ist CEO einer Softwareentwicklungs- und IT-Consultant-Firma in Breslau, Polen. Er ermöglicht es seinen Mitarbeitern, zu 100 % aus dem Homeoffice heraus zu arbeiten (hier geht es zum Artikel). Das brachte für ihn nicht nur gestiegene Mitarbeiterzufriedenheit, sondern auch den großen Gamechanger in Sachen Fachkräftemangel. Mit diesem Schritt hat er den Pool an potenziellen Mitarbeitenden enorm erhöht, weil er nicht mehr auf den Standort Breslau eingeschränkt war.

Unternehmenswerte

Die Integration der Werte und der Mission eines Unternehmens darf auf dem Papier nicht enden. Es muss im Arbeitsalltag allgegenwärtig sein. Im Interview mit Stephanie Bergmann, Senior Consultant Talent Acquisition bei der Lidl Stiftung (wird demnächst veröffentlicht), erklärt die Quereinsteigerin auf die Frage nach der aktuellen Schulung ihrer Führungskräfte:

Der Einfluss der Arbeitsplatzkultur auf Recruiting und Mitarbeiterbindung Unternehmen wie HCI Solutions, die Lidl Stiftung oder die IT Consultant-Firma Equiqo von Artur Tomys machen es vor: Die Arbeitsplatzkultur hat einen signifikanten Einfluss auf Recruiting und Mitarbeiterbindung und damit darauf, dem Fachkräftemangel aus dem Weg zu gehen.



Die Recruiting-Strategien müssen dementsprechend angepasst werden. Der Blick über den Tellerrand ist ein Muss. Best Practice: Ohne die Befragung, die Artur Tomys durchgeführt hat, wäre es nicht zur neuen Homeoffice-Regelung gekommen – was wiederum den möglichen Mitarbeiterpool deutlich verkleinert hatte. Die Mitarbeitenden haben sich im Gegenzug verstanden und gehört gefühlt, ihre Einwände wurden ernst genommen – und das hat die Mitarbeiterbindung gestärkt.

Praxisbeispiele für eine positive Arbeitsplatzkultur

Sven Galander und Dirk Schuran, Rainmaker Society: Austausch auf Augenhöhe und Unterstützung

Die Rainmaker Society wird von der Mission getragen, ein karrierebegleitendes Netzwerk zu erschaffen, in dem außergewöhnliche und unternehmerisch denkende Persönlichkeiten zusammengebracht werden – für einen Austausch auf Augenhöhe, für spannende Herausforderungen und gegenseitige Unterstützung auf dem jeweiligen Karrierepfad.

Elisabeth Riedl, HCI Solutions: Servant Leadership

Servant Leadership ist das Gegenteil von der klassischen Führung: oben wird entschieden, der Prozess wird nach unten getragen und die Mitarbeitenden müssen ihn ausführen. Die Idee ist genau umgekehrt. Führungskräfte geben den Rahmen vor – was sehr wichtig ist – aber die Mitarbeitenden stehen vielmehr im Zentrum. Sie bekommen mehr Entscheidungskraft, ein gutes Arbeitsumfeld und größere Entscheidungskompetenzen. Der Sinn dahinter ist, dass sie ihre Projekte gut ausführen können. Die Führung ist dazu da, dem Mitarbeitenden „zu dienen“.

Artur Tomys, Founder & CEO at EQUIQO: Remote Teams

Effektive Kommunikation und eine positive Unternehmenskultur sind grundlegend für den Erfolg von Remote-Teams. Tools wie Slack machen es möglich, eine offene und unterstützende Arbeitsumgebung zu schaffen. Vertrauen, Zusammenarbeit und Respekt müssen Teil der Unternehmenskultur sein. Regelmäßige Meetings, virtuelle Team-Events und klare Kommunikationsrichtlinien fördern den Informationsaustausch und stärken das Teamgefühl, auch über geografische Grenzen hinweg.

Stephanie Bergmann: Außenmeinungen nach innen holen

Bei der Lidl Stiftung ist die Außenmeinung ein zentrales Thema. Recruiting ist der allererste Kontakt nach außen – wir sind von dem abhängig, was draußen „unterwegs“ ist. Was bewegt die Menschen? Wir werden und müssen das immer challengen, was draußen abgeht. „Handel ist Wandel“ ist ein Sprichwort bei Lidl. Unser Recruiting spiegelt die Bewegungen und Anforderungen der Gesellschaft wider, und wir passen uns ständig den sich verändernden Bedingungen an.

Mit einer guten Arbeitsplatzkultur, die jederzeit im Unternehmen umgesetzt wird, kann der Mitarbeiterfluktuation Einhalt geboten werden und dem Recruiting ordentlich unter die Arme gegriffen werden. Die Vermittlung der Kultur kann über Coaching und Schulung der Führungsebene und Mitarbeiter gewährleistet werden. Die Mitarbeiterzufriedenheit sollte auf Führungsebene hohe Priorität haben.

Wer auf Nummer sicher gehen möchte, kann sich in Sachen Karriere bei uns beraten lassen. Wir von der Rainmaker Society sehen uns als Spielerberater und stehen dir in allen Belangen, die deine nächsten Karriereschritte betreffen, zur Seite. Sei es über unser großes Netzwerk, Coachings oder ausgeschriebene Stellen. Hier findest du alle Informationen zu unserem Angebot. Kontaktiere uns für ein unverbindliches Kennenlernen.    

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