Dein Weg in die Selbstständigkeit

Immer mehr erfahrene Strategieberater aus großen und spezialisierten Beratungshäusern wagen den Schritt in die Freiberuflichkeit. Temporär oder dauerhaft. Die Gründe? Flexibilität, Abwechslung und attraktive Verdienstmöglichkeiten. Doch die Selbstständigkeit bietet nicht nur für Ex-Berater spannende Perspektiven: Durch die Digitalisierung und andere Herausforderungen in Unternehmen sind immer mehr Fach-Experten gefragt – vom digitalen Geschäftsmodell bis zur Industrie-Expertise. Sven Galander, CO-Founder der Rainmaker Society, hat den Schritt selbst gewagt. In einem Fireside Chat gab er Einblicke in die Chancen und Herausforderungen der Freiberuflichkeit.

Flexibilität und die neue Arbeitswelt

In der modernen Berufswelt sind nicht-lineare Karrieren, in denen man flexibel zwischen Festanstellung und Freiberuflichkeit wechselt, längst keine Seltenheit mehr. „Top-Leute wechseln zwischen spannenden, langfristigen Projekten und kurzzeitigen Engagements, je nachdem, wie es gerade ins Leben passt“, sagt Sven. Der Trend zur Flexibilität und Selbstbestimmung im Berufsleben wird sich in den nächsten Jahren weiter verstärken. Die Selbstständigkeit als Berater ermöglicht genau diese Kombination aus Unabhängigkeit und vielfältigen Möglichkeiten. Auf der anderen Seite sehen “immer mehr Kunden den Mehrwert solcher Karrierewege und öffnen sich für diese Profile”.

Svens Weg in die Selbstständigkeit

Sven kennt diesen Weg aus erster Hand. Nach zehn Jahren bei BMW und zwei Jahren bei Roland Berger entschied er sich für die Freiberuflichkeit und sammelte wertvolle Erfahrungen als selbstständiger Berater. Heute ist er Geschäftsführer der Rainmaker Society und teilt seine Erfahrungen auch mit angehenden Freiberuflern. In den Projekten, die er umsetzte, zeigt sich die ganze Bandbreite der Selbstständigkeit: von strategischen Fragen über M&A-Themen bis hin zu Organisationsentwicklung und Produktionsstandort-Strategien. So viel ist klar – als Freiberufler können abwechslungsreiche Aufgaben und spannende Herausforderungen warten.

Warum wird Freiberuflichkeit immer beliebter? Die Gründe im Überblick

Dank der zunehmenden Bedeutung von Vermittlungsplattformen ist das Thema Freiberuflichkeit heute präsenter und zugänglicher als je zuvor. Die Consulting-Branche hat sich in den letzten Jahren gewandelt: Damals, als Sven noch bei Roland Berger war, wurden Projekte meist zentral und von oben nach unten gesteuert. Heute hingegen dominieren mehr Vielfalt und Offenheit. Das gilt für die Beraterbranche selbst, die auch schaut, wie sie attraktiv für Top-Talente bleiben kann – aber auch bei der operativen Projektbesetzung & Co. Der elitäre Spirit von damals ist teilweise einer lässigeren Kultur gewichen – der „Sneaker“ hat den Anzug fast verdrängt, und damit hat sich die gesamte Arbeitsweise verändert. Sven sieht folgende Schlüsselfaktoren als Gründe für die zunehmende Beliebtheit der Freiberuflichkeit:

• Expertentum: Unternehmen suchen spezialisierte Berater mit Expertise, z.B. in digitalen und industriellen Bereichen.
• Nicht-lineare Karrieren: Der Wechsel zwischen Projekten und Festanstellung ermöglicht eine flexible Gestaltung der eigenen Karriere.
• Flexibilität und Attraktivität: Gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie hohe Verdienstmöglichkeiten.
• Vielfältige Plattformen und Netzwerke: Vermittlungsplattformen erleichtern den Zugang zu Projekten und schaffen ein adaptives, transparentes Arbeitsumfeld.

Freiberuflichkeit: Licht und Schatten

Neben den vielen Vorteilen bringt die Freiberuflichkeit auch Herausforderungen mit sich, die besonders am Anfang nicht zu unterschätzen sind.

Vorteile der Freiberuflichkeit

• Vielseitigkeit: Abwechslungsreiche Projekte und Themen.
• Attraktives Einkommen: Vor allem für spezialisierte Berater bieten sich gute Verdienstmöglichkeiten.
• Flexibilität und Work-Life-Balance: Die Freiheit, Arbeitszeiten und Aufträge selbst zu bestimmen.
• Familienfreundlichkeit: Mehr Raum für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

Nachteile der Freiberuflichkeit

• Schwankendes Einkommen: Gerade in der Anfangsphase fehlt ein geregeltes Einkommen, was eine besondere mentale Einstellung erfordert.
• Der Anfang: Das erste Projekt finden.

Sven betont, wie wichtig das erste bezahlte Projekt für den Start in die Selbstständigkeit ist. Dabei helfen bestehende Kundenkontakte oder Netzwerke enorm.

Administratives und Formalitäten: Was du wissen solltest

Ein wichtiger Punkt, der oft vernachlässigt wird, ist die Wahl der passenden Rechtsform. Je nach Ziel und Art der Tätigkeit bietet sich die eine oder andere Rechtsform mehr an:

• Freiberuflicher Status: In Deutschland immer noch ein vorteilhafter Einstieg, vor allem wegen der geringeren Administration.
• UG (haftungsbeschränkt): Eine gute Allround-Option für den Start mit geringem Stammkapital als Alternative zur klassischen GmbH, die jedoch bei großen Konzernen weniger angesehen sein könnte.

Zusätzlich rät er, rechtzeitig die steuerliche Anmeldung beim Finanzamt und eine Berufshaftpflichtversicherung zu klären. Letztere schützt nicht nur bei möglichen Schäden durch Falschberatung, sondern auch bei möglichen Datenverlusten und ist besonders für Berater, die mit sensiblen Kundendaten arbeiten, unerlässlich. Wer darüber hinaus noch als operativer Interims-Manager tätig ist, hat zusätzliche Auflagen zu erfüllen.

Fördermöglichkeiten nutzen

Besonders wertvoll, aber oft übersehen, sind staatliche Förderungen wie der Gründungszuschuss. Für Sven war es ein äußerst wertvolles Instrument, doch er erzählt, dass selbst die, die davon wissen, oft vor dem administrativen Aufwand zurückschrecken. Dabei sind die Anforderungen überschaubar: Es gilt, einen Businessplan zu erstellen, einige Formulare auszufüllen und Bestätigungen vorzulegen. Zusätzlich braucht es die Unterstützung der IHK oder von Beratern, die den Businessplan prüfen und für gut befinden. Für die ersten sechs Monate kann der Gründungszuschuss bis zu 67% des letzten Gehalts ersetzen, vorausgesetzt, man hat noch mindestens drei Monate Anspruch auf Arbeitslosengeld I. Dieser Zuschuss bietet eine solide Starthilfe, ist unabhängig von ersten Umsätzen und lässt sich gut vorbereiten – der erste Schritt ist der Gang zum Arbeitsamt.

5 Erfolgsfaktoren für die ersten Schritte in die Selbstständigkeit

Die ersten Monate in der Selbstständigkeit erfordern gezieltes Vorgehen und strategische Planung. Sven teilt seine persönlichen Tipps, um den Einstieg zu erleichtern:

1. Netzwerken: Bestehende Kundenkontakte und andere Berater sind eine wertvolle Ressource. Vernetze dich und biete aktiv Unterstützung an.
2. Fokus im ersten Jahr: Konzentriere dich auf das Sammeln von Erfahrungen und Referenzen, anstatt zu viel Zeit in Marketing und Positionierung zu investieren.
3. Einfache Tools nutzen: Halte deinen Arbeitsaufwand so niedrig wie möglich. Ein Steuerberater kann hilfreich sein, aber nicht alle Aufgaben abnehmen.
4. Passende Preisstrategie: Setze hohe Tagessätze an und diskontiere bei Bedarf. So vermeidest du später unangenehme Preiserhöhungen.
5. Regelmäßige Reflexion: Am Jahresende lohnt sich eine Bilanz, um zu prüfen, ob die aktuelle Ausrichtung – auch die Rechtsform – noch passt.

Der Verband der Gründer und Selbstständigen

Als zusätzlicher Tipp empfiehlt Sven den Verband der Gründer und Selbstständigen. Für rund 100 Euro pro Jahr gibt es hier Zugang zu regelmäßigen Webinaren und Treffen, die wichtige Updates und Vernetzungsmöglichkeiten bieten. Über den Speaker: Sven Galander | Co-Founder & COO Rainmaker Society Sven ist Co-Gründer der Rainmaker Society und bringt fundierte Beratungserfahrung mit, unter anderem aus seiner Zeit bei Roland Berger, in der Automotive Practice und als freiberuflicher Berater. Seine Schwerpunkte liegen in den Bereichen Automotive sowie Maschinen- und Anlagentechnik. Außerdem verfügt er über umfangreiche Kenntnisse in verschiedenen Rechtsformen und im strategischen Aufbau von Unternehmen. Du willst vollen Zugriff auf alle Fireside Chats? Dann werde Member und sichere dir deinen Karrierevorsprung. Hier findest du alle Informationen.

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