Startup-Investments: Was du von einem VC-Insider wissen solltest

Wie funktionieren erfolgreiche Startup-Investments? Jan Claudio Muñoz, Partner bei Backbone Ventures GmbH, gewährt Einblicke in die Welt des Venture Capital (VC). Von den Herausforderungen bei der Investitionsentscheidung bis zu den Eigenschaften erfolgreicher Gründer-Teams – erfahre, worauf es ihm ankommt.

Von der Juristerei ins Venture Capital – Jan Claudios Karriereweg

Jan Claudio Muñoz begann seine berufliche Reise in der Juristerei – ein Weg, der vor allem durch seinen Vater, einen chilenischen Flüchtling, geprägt wurde. Sein erstes Praktikum führte ihn in den Bereich M&A (Mergers & Acquisitions). „Ich fand die Welt der gut sitzenden Anzüge und großen Transaktionen faszinierend“, erinnert er sich. Er promovierte in diesem Feld und absolvierte später einen MBA. Doch der Weg ins Venture Capital (VC) war unkonventionell: Während seiner Tätigkeit als Anwalt übernahm er erstmals ein VC-Mandat. „Das hat mir deutlich mehr Spaß gemacht, als Tankstellen in Excel-Listen zu pflegen.“

2016 wagte er den Sprung in die VC-Branche und baute bei Axel Springer eine Corporate-Venture-Abteilung auf. Seit vier Jahren ist er Partner bei Backbone Ventures, wo er sich auf Preseed-Investments spezialisiert hat. Ihr Ziel: in Gründer zu investieren, die wissen, was harte Arbeit bedeutet.

Venture Capital: Was macht es aus?

Venture Capital unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht von Private Equity (PE). Während es bei PE oft darum geht, Verträge zu verhandeln und Werte zu übertragen, steht im VC der Aufbau langfristiger Partnerschaften im Vordergrund. „Im PE-Bereich zieht einer den anderen über den Tisch. Als VC geht es um Zusammenarbeit und darum, die Gründer zu unterstützen. Das macht mir einfach mehr Spaß“, erklärt Jan Claudio.

Ein weiterer Reiz des VC für ihn: Man arbeitet mit Menschen, die eine Vision haben und bereit sind, alles dafür zu geben. „Im PE musst du die Leute motivieren, bei VC musst du sie oft eher bremsen.“

Das Framework für erfolgreiche Investments

Im Bereich Preseed gibt es oft wenig konkrete Datenpunkte, auf die man Entscheidungen stützen kann. Daher setzt Jan Claudio auf ein klares Framework. Drei Aspekte sind für ihn entscheidend:

Der Gründer: „Der Gründer muss 100 % passen. Ohne einen Top-Gründer bringt der beste Markt nichts.“ Besonders schätzt er Gründer mit tiefem Fachwissen und praktischer Erfahrung – keine reinen Beraterprofile.

Der Markt: „Ein kleiner Markt macht keinen Sinn, selbst wenn der Gründer hervorragend ist.“ Der Markt muss groß genug sein, um Wachstum zu ermöglichen.

Die Idee: Auch im Preseed-Bereich sollten Gründer schon Kundenfeedback eingeholt haben, um die Tragfähigkeit ihrer Idee zu testen.

Entscheidungen trifft das Backbone-Team einstimmig. „Die besten Deals sind High-Conviction-Deals – bei denen alle an Bord sind.“

Ein Herz für unterrepräsentierte Gründer

Backbone Ventures hat eine klare Fonds-These: Investitionen in Gründer, die unterrepräsentiert sind. Dazu gehören Migranten, Frauen in Männerdomänen oder Gründer aus Arbeiterfamilien. „Wir suchen Menschen, die wissen, was harte Arbeit bedeutet. Keine Schnacker, sondern Macher.“

Doch warum der Fokus auf Frauen? „In vielen Bereichen, etwa HR oder Marketing, sind Frauen nicht unterrepräsentiert. Aber im Ingenieurswesen oder der Tech-Branche sieht es anders aus. Dort brauchen Gründerinnen oft besonders viel Mut und Durchhaltevermögen.“ Jan Claudio betont außerdem, dass Vielfalt ein wichtiger Erfolgsfaktor für Teams ist.

Herausforderungen und Trends im VC-Markt

Die VC-Branche hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Die Zinswende und globale Entwicklungen beeinflussen den Markt. Laut Jan Claudio hat der Bereich Nachhaltigkeit und Impact einen Aufschwung erlebt. „Vor ein paar Jahren hat niemand in Defense-Tech investiert. Heute ist es ein riesiges Thema. Der Markt bewegt sich ständig.“

Ein schwieriger Bereich bleibt B2C. „Es gibt kaum Funding dafür, und wir schauen uns diese Deals sehr genau an.“

Der Weg zum Deal: Wie Jan Claudio Gründer findet

Die Suche nach den richtigen Gründern ist eine Mischung aus Inbound und Outbound. „Inbound ist leichter: Gründer kommen über Empfehlungen oder LinkedIn-Traffic zu uns.“ Doch auch hier ist Vorsicht geboten. Nicht alle Tipps führen zu potenziellen Top-Deals.

Im Outbound-Bereich gestaltet sich die Suche schwieriger, da viele Gründer in frühen Phasen noch in anderen Jobs sind. „Wir sind auf Hinweise angewiesen, um Talente zu finden.“

Foto von S O C I A L . C U T auf Unsplash

Fazit: Startup-Investments als Teamarbeit

Venture Capital ist kein Solospiel. Jan Claudio sieht VC als partnerschaftliches Modell, bei dem sowohl Gründer als auch Investoren Verantwortung tragen. „Wir sagen den Gründern, dass wir nicht operativ tätig sind, aber immer da sind, wenn sie uns brauchen.“ Gleichzeitig erwartet er von den Gründern ein hohes Maß an Eigenverantwortung.

Über Jan Claudio Muñoz, Partner bei Backbone Ventures
Jan Claudio Muñoz ist seit über acht Jahren im Bereich Venture Capital tätig. Nach einer Karriere als Jurist und einem MBA wechselte er ins VC-Umfeld und ist heute Partner bei Backbone Ventures. Sein Schwerpunkt liegt auf Preseed-Investments, insbesondere in unterrepräsentierte Gründer.

Alle Insights von Jan Claudio Muñoz gab es im Rainmaker Society Webinar „Behind the curtain: Arbeiten in der „Venture Capital”-Industrie“.

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