Agilität und Führung – Wie passt das eigentlich zusammen?
Warum sind agile Unternehmen im Vorteil?
Agilität ist für Jerome Schneider kein sortiertes Chaos und auch keine Ausrede, wenn keine Struktur mehr eingehalten wird. Agilität ist für ihn das Netz und der doppelte Boden, auf den wir uns zurückziehen können und uns Folgendes fragen:
- Sind wir on track oder off track?
- Was müssen wir tun, um wieder on track zu sein?
„Agilität gehört für mich in den Alltag der globalisierten Welt im 21. Jahrhundert.“ Jerome Schneider
Wie sehr ist das Thema Agilität in der Führungswelt 2023 angekommen?
Eine gewisse Agilität wird uns im Alltag immer abverlangt. Denn wir haben verstanden, dass die Welt sich zügig bewegt und es keinen Stillstand gibt. Je nachdem, in welchem Subsystem wir uns befinden, braucht es mehr oder weniger Agilität. Selbstverständlich ist es auch in der Führung ein Thema, das stark im Fokus steht. Dennoch müssen Taktung und Rahmen vorgegeben sein. Innerhalb dieses starren Konstrukts sind dann alle Möglichkeiten offen.
„Ich habe mich ganz bewusst, nachdem ich die Streitkräfte verlassen habe, für die Freiberuflichkeit entschieden. Das freie Kind wollte erstmal raus aus der starren Kultur. Ich durfte alles allein entscheiden. Der Ruf nach Struktur kam aber Schritt für Schritt zurück. Ich möchte Struktur haben – und auch geben.“ Jerome Schneider
Führungskräfte und Freiraum?
Agilität bedeutet auch, als Führungskraft die Stärken jedes einzelnen Mitarbeiters im Team zu kennen und zu fördern, sodass sie sich entfalten können. Dabei muss beobachtet werden, in welche Kategorie jeder einzelne gehört.
Struktur-Erschaffer können auf der „grünen Wiese“ das Gerüst bauen, obwohl vorher nichts vorhanden war. Auf der anderen Seite gibt es Menschen, die diese Rahmen perfekt mit Leben füllen können. Jerome Schneider erwähnt noch eine dritte Gruppe: Die, die gut darin seien, Sachen gegen die Wand zu fahren. „Vielleicht ist es auch ein Zyklus, der passiert“, lacht er. Es steckt dann Agilität in etwas, wenn man sich in der Erschaffung der Strukturen kreativ ausleben kann. Das bedeutet, sich innerhalb von Spielregeln auszutoben, aber auch im Blick zu behalten, dass alle in der Spur sind und bleiben.
Der Freiraum, der den Mitarbeitern gewährt wird, wird einem guten Ergebnis immer zuträglich sein. Manchmal braucht es aber auch zügige Entscheidungen. Hier macht es keinen Sinn, im Arbeitskreis langatmig zu beraten, damit etwas vorankommt, es braucht im Gegenteil jemanden, der „Befehle“ erteilt.
Damit Führungskräfte agil arbeiten können, sind laut Jerome drei Dinge notwendig:
- Das Wissen, dass erfolgreiche Teams mitgestalten.
- Das Mindset: Die Führungskraft ist nicht unantastbar. Der Erfolg entwickelt sich im Laufe der Karriere und kommt mit der Erfahrung.
- Ein Mentor oder Coach, der einem knallhart ins Gesicht sagt, dass etwas nicht so gelaufen ist und der einem zuhört, wenn etwas nicht so gelaufen ist. Hier ist die vertrauensvolle Beziehung zwischenmenschlich entscheidend.
Scaled Agility
Jerome Schneider sieht viele Parallelen zwischen Militär und Wirtschaft, was Agilität und Führung angeht. Es passt zusammen und ist kein Widerspruch. Das Gleichgewicht zwischen der starren Befehlskette und dem Freiraum der Mitarbeiter, in dynamischen und komplexen Situationen Entscheidungen treffen zu können, muss gegeben sein. Hier spielt das Vertrauen im Team eine große Rolle. Je mehr davon da ist, desto besser kann ich die anderen einschätzen. Als taktischer Führer kann ich mich darauf verlassen, dass das Team so handelt, wie es soll, denn der Rahmen ist vorgegeben.
Mindset-Thema Agilität
Veränderungsprozesse in Unternehmen können nicht an einem Tag implementiert werden. Man muss jedoch bedenken, dass es nicht notwendig ist, alles neu zu erfinden und mit neuen Prozessen, neuen Tools und neuen Rollen das Unternehmen komplett umzukrempeln. Natürlich kann auch das eine Lösung sein. Aber manchmal fängt es schon im Kleinen mit mehr Freiräumen in den Teams an. Auch das bedeutet Agilität.
Tipp von Jerome Schneider
„Ich mache einmal die Woche eine Feedbackrunde mit meinem Team. Das war für viele neu. Für mich ist ein entwicklungsorientiertes und motivierendes Team die klare Aufgabenstellung. Das führte zu einem Kulturwandel im Team.“ Jerome Schneider
Über Jerome Schneider
Jerome Schneider ist ehemaliger Berufssoldat und Offizier, aktuell ist er bei DHL Express angestellt und coacht Führungskräfte. Durch die Bundeswehr kam er zum Coaching – durch diese Rolle ist dann der Wunsch entstanden, sich dort weiterzuentwickeln. Der Offizier muss immer Führen und Erziehen, deshalb war das für ihn gar nicht so weit weg vom Thema. Mit Rainmaker Society CEO Dirk Schuran hat er gemeinsam den MBA und parallel dazu verschiedene Fachqualifizierungen gemacht: z.B. Profiling. Nach 7 Jahren Selbstständigkeit kam das Angebot von DHL: SAS und Learning. Sein Team ist 20 Mitarbeiter stark.
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