New Work – Wie Du New Work in Deinem Führungsstil verankerst

New Work – Was ist das eigentlich?

Die Bezeichnung New Work trifft tatsächlich nicht ganz zu. Denn statt eine Innovation für die Arbeitswelt zu sein, bezieht sich New Work auf eine Rückbesinnung, was Arbeitswelt eigentlich sein sollte. In den letzten 300 Jahren hat sich durch die industrielle Revolution das Arbeitsbild geändert. Basierend auf physischer Arbeit auf dem Feld und in Fabriken baute sich das falsche Bild immer mehr auf, dass wir den Menschen nicht vertrauen können, dass wir sie kontrollieren müssen, dass sie gar faul sind. Sie sind von sich aus nicht motiviert und es braucht deshalb ein Management, das die Ziele vorgibt. New Work will freimachen. Die Menschen können sein, wie sie wirklich sind. Zeigen, woher sie ihre intrinsische Motivation schöpfen und eine Arbeitswelt schaffen, die allen dient. Wirtschaftliche Ergebnisse erzielen, aber auch erfüllte Mitarbeiter schaffen. Das alles lässt natürlich Raum für Interpretationen.

New Work in der Führung

Im Führungskräftebereich sind New-Work-Methoden deshalb so wichtig geworden, weil laut Umfragen die Motivation von Mitarbeitern zu wünschen übrig lässt.

 

„von 5 Mitarbeitenden haben keine emotionale Bindung zum Arbeitgeber. 20% haben innerlich gekündigt und 3 von 5 machen nur Dienst nach Vorschrift.“ Steffen Reitz

 

Dieser Schmerz ist für Führungskräfte direkt im Alltag erlebbar. Am Ende des Tages spüren sie den Druck von allen Seiten. Firmen haben erkannt, dass es bessere Konzepte als den Status quo gibt, die authentisch und ganzheitlich sind – und bessere Ergebnisse liefern. New Work entspricht ganz dem, wie wir sind, wie wir ticken.

Ist New Work in Deutschland bereits angekommen?

Diese neue Kultur zu etablieren ist ein Prozess. Es kann nicht einfach „von oben“ beordert werden. Der Erfolg der Umsetzung hängt daran, dass auch die Führungsspitze die neuen Ansätze lebt. Und dass sie authentisch zum Unternehmen und zum Konzern passt. Kästchen Zitat Steffen: Für echte Kulturveränderung braucht es auch echte Veränderung in der Spitze. New Work hat die Mehrheit der Unternehmen noch nicht ganz erreicht. In den nächsten 10 bis 20 Jahren wird sich der Wandel weiter vollziehen.

New Work etablieren

Für viele Führungskräfte hat das Thema New Work in erster Linie keine Priorität. Sie wollen ihre Ergebnisse erreichen, ihre Boni kassieren, ihre Performance zeigen. Die Mitarbeitermotivation ist für viele nicht wichtig. Aber es gibt auch das Gegenteilige in der Führungsriege, denen das Team und die Menschen darin wichtig genug sind. Sie stellen sich die Fragen:

  • Welche Art von Leader möchte ich werden?
  • Welche Ergebnisse möchte ich erreichen?
  • Wie wichtig ist es mir, dass meine Mitarbeiter intrinsisch motiviert, ausgeglichen und in einem Umfeld sind, wo auch Kritik geäußert werden darf?

Jeder findet hier andere Antworten – und die Antworten sollen und werden sich laut Steffen auch immer wieder wandeln. Um New Work nachhaltig im Unternehmen zu verankern, braucht es Zeit, Muße und regelmäßige Anpassung. Aus Erfahrung kann Steffen folgende Tipps geben:

  • Finde heraus, wie die Kultur ist, die gerade gelebt wird.
  • Überlege dir, welche Zielkultur du anstrebst.
  • Mache deinem Team klar, dass ihre Meinung zählt.
  • Sei dir bewusst, dass Ehrlichkeit im Prozess im Fokus steht und dass diese Ehrlichkeit auch mit Schmerz verbunden sein kann und wird.
  • Überlege, welche Auswirkungen die Zielkultur auf einzelne Prozesse wie Recruiting, Beförderungen und Betitelungen haben.

Es ist unrealistisch, eine solche Veränderung innerhalb von wenigen Jahren umzusetzen. New Work verwebt sich mit allem, was das Unternehmen betrifft. Es ist einfach mehr als eine Ansprache zur Weihnachtsfeier.

 

Experten-Tipp:
  • Mache regelmäßig Umfragen unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
  • Stelle Menschen ein, die sich nur um die Transformation kümmern.
  • Diesen Prozess können auch HR-Profis und externe Berater begleiten.

 

Du als Leader musst den Mut beweisen, Fragen zu stellen, auf die du (noch) keine Antwort weißt. Das Eingeständnis dessen ist ein wichtiger Schritt, genauso wie die Fehlerkultur, die dabei gepflegt werden muss. Denn es werden Fehler passieren.

Stichwort Mitarbeitende

Jeder Wandel bringt Gewinner und Verlierer mit sich. Es gibt Menschen, die mit der klassischen Arbeitsweise, wo Ellenbogen und ein ausgeprägtes Ego notwendig waren, die Karriereleiter erklommen haben. Für sie ist New Work nicht das Richtige. Sie sind mit der Macht und der Verantwortung aus dem alten Modell zufrieden. Für die Mitarbeiter im Team, die sich gerne profilieren, wird es dementsprechend schwierig werden. Mit dem New Work-Ziel vor Augen muss in der transparenten Konversation die Konsequenz klar sein: Du passt hier nicht mehr rein. Das ist hart und tut wirklich weh. Ehrlichkeit ist ein großer Wert in New Work – auch wenn der Verlust groß ist, geht die neue Zielvorgabe vor, erklärt Steffen. Auf der anderen Seite wird die neue Ehrlichkeit und Offenheit wiederum anderen Schwierigkeiten bereiten. Die eigene Meinung wurde ihnen abtrainiert. Diese Menschen werden sich in einem Teammeeting nicht outen, wenn sie sich nicht absolut sicher fühlen. Das Verhalten muss im Leadership vorgelebt werden. Eine Möglichkeit, sanft zu starten, ist es zum Beispiel, anonyme Fragebögen zu verwenden.

Recruiting in New Work

„Was motiviert dich?“ Es führt kein Weg daran vorbei, die echte Motivation im Bewerbungsprozess zu ergründen. Karriere, Sicherheit, Geld, Verantwortung? Suche nach dem Cultural Fit! Möchte der Bewerber den Wandel mittragen und sehen, Input liefern und andere anstecken? Hier geht es um mehr als den richtigen Abi-Schnitt und passende Skills. Die Werte stehen im Mittelpunkt – und diese findest du nicht in den ersten drei Sätzen, sondern kommen manchmal sogar nur zwischen den Zeilen heraus.

Ist Diversität ein Vorteil?

Studien haben untersucht, welche Auswirkungen Diversität im Team-Alltag hat. Sie haben nachgewiesen, dass diverse Teams tatsächlich besser performen. Das passiert allerdings nur, wenn Diversität authentisch gelebt wird. Zitat Steffen: Authentizität trumpft Diversität – das führt unsere Gesellschaft und Unternehmen auf die richtige Reise. Denn es darf eine Reise sein und diese wird dauern.

Ältere Mitarbeiter und New Work

Der Kulturelle Wandel hin zu New Work ist laut Steffens Erfahrung schwieriger in Generationen wie den Babyboomern oder der GenX zu verwirklichen. GenY und GenZ weisen größere Anknüpfungsfelder auf. Jedoch braucht es die Erfahrung der älteren Generationen genauso wie den Purpose der Jüngeren. Langfristig gesehen müssen Teams diverser und bunter sein, um die beste Performance zu liefern. Es muss einem allerdings auch klar sein, dass es dabei zu Reibungen kommen kann.

Vorbilder in der Umsetzung von New Work

Firmen, die den Wandel wirklich wollen, sind noch rar gesät. Viele sind aber auf dem Weg dorthin. Im Tech-Bereich ist der Wandel bei verschiedenen Unternehmen am stärksten zu spüren – im Gegensatz zu Konzernen. Dort wird der Wandel wohl am längsten brauchen, fasst Steffen zusammen, weil die Führungsebenen zu viel zu verlieren haben.

Über den Experten

Als Gründer von mehreren Unternehmen hat Steffen Reitz aus erster Hand erfahren, wie Purpose, Begeisterung und Performance zusammenhängen. Heute unterstützt er mit The Happy School vor allem Führungskräfte, ihren „New Work Führungsstil“ zu finden. Seine Motivation entstand aus der Krise heraus. Er hat einen klassischen Think Tank aufgebaut und sah täglich die sinkende Performance und Motivation seines Teams.

Buchtipp zum Thema:

Frederic Laloux: Reinventing Organizations: Ein Leitfaden zur Gestaltung sinnstiftender Formen der Zusammenarbeit  

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